Politisch korrekte Bildauswahl
ist manchmal schwieriger, als man glaubt ...

Die Bildrecherche gehört zum Agenturalltag. Sensibilität für den Zusammenhang von Bild- und Textebene ebenfalls. Dort eine politisch korrekte Auswahl zu treffen, die gesellschaftliche Minderheiten weder vernachlässigt noch zu Schau stellt, stellt sich manchmal aber schwieriger dar, als vermutet.

Bildauswahl ist Routinearbeit, eigentlich ...

Das mussten auch wir kürzlich feststellen. Mit dem jüngsten medialen Shitstorm im Hinterkopf, der (zu Recht) über die Ruhrbahn hereingebrochen war, die ausgerechnet beim Motiv „Schokoticket“ den einzigen farbigen Menschen ihrer kompletten Kampagne gezeigt hatte, standen wir vor folgender Situation:

Für eine Kampagne, die mit dem Claim „Sie machen den Unterschied“ für Ehrenamtler in der Nachbarschafts- und Seniorenhilfe wirbt, hatten wir ein Bild herausgesucht, auf dem eine Gruppe sichtbar gut gelaunter Seniorinnen in Verkleidung gemeinsam mit einer jungen Frau zu sehen ist. Das Bild passt: Es wird deutlich, dass die junge Frau der Grund für die tolle Stimmung ist, sie macht den Unterschied. Aber (?): Sie ist auch schwarz.

Der Kontext macht den Unterschied

Und plötzlich wissen wir nicht mehr weiter: Kann das Wort „Unterschied“ im Zusammenhang mit Hautfarbe negativ interpretiert werden – auch, wenn wir eine positive Veränderung zeigen? Einen Unterschied, der nichts mit der Frage nach Rasse, Herkunft oder ähnlichem zu tun hat?  Verzichten wir jetzt auf das Bild, gerade weil die junge Frau farbig ist, obwohl das Motiv perfekt für die Kampagne eignet?

Dieser Fall hat uns gezeigt, wie schwierig das Thema ist. Und das visuell dargestellte Diversität eben immer noch nicht so selbstverständlich ist, wie sie es ein sollte. Denn erst dann würden sich solche Überlegungen erübrigt haben.

Was kann man tun? Miteinander Reden und Reflektieren

Unsere Lösung in diesem Fall: Nach vielen Argumenten für und wider die Nutzung des Bildes, Nachfragen bei Betroffenen (die die Entscheidung übrigens auch nicht einfach fanden) haben wir beschlossen, dass es schlimmer wäre, dem Kunden aufgrund von Hautfarbe das Motiv nicht anzubieten, als sich eventuellen Anfeindungen gegenüber zu sehen, denen man reflektiert und durchdacht begegnen kann.

Miteinander reden, die eigene Motivation hinterfragen, die Perspektive wechseln und sensibel mit Wort und Text umgehen – das sind die Werkzeuge, die uns in solchen Fällen zur Entscheidungsfindung zur Verfügung stehen. Und uns hoffentlich helfen, Lösungen zu finden, die allen helfen: Dem einzelnen Kunden und seinen Projekten, aber auch unserer ganzen Gesellschaft.

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